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Telekom: Was bedeutet "in HD-Voice-Qualität telefonieren"?

Die Telekom wirbt bei ihren Magenta Zuhause-Festnetztarifen damit, daß man hiermit in "HD-Voice-Qualität" telefonieren könne - doch was bedeutet das eigentlich überhaupt?


Bei Themen wie "HD-Voice" oder "HD-Telefonie" ist oft von sogenannten "Codecs"
die Rede. Dies sind technische Verfahren zur Umwandlung von analogen Tonsignalen
in digitale Computersignale und zurück (daher auch die Bezeichnung Codec als
Abkürzung für COder + DECoder).

Dabei haben Codecs / Verfahren mit einer höheren Datenrate meist auch eine
höhere Übertragungsqualität. Im Gegenzug eignen sich bandbreitenarme Codecs
vor allem dann, wenn zur Übertragung nur geringe Kapazitäten zur Verfügung stehen.
Aber auch das "Alter" der Codecs kann eine Rolle spielen. Durch den technischen
Fortschritt können heute aufwendigere Verfahren eingesetzt werden als früher -
und somit bei gleicher Datenrate eine höhere Qualität oder eine gleiche Qualität
mit geringerer Datenrate erzielt werden.

Da weltweit genutzte Standards nicht nach Belieben einfach so geändert oder
ersetzt werden können, reichen die Wurzeln der heutigen Telefon-Standards
meist ziemlich weit zurück.

Die meisten Telefon-Codecs wurden von der ITU (einer Unterabteilung der
Vereinten Nationen) definiert - diese tragen überlicherweise eine Bezeichnung
mit dem Buchstaben "G" und einer dreistelligen Zahl.


Der klassische Sprach-Codec G.711

Der Codec G.711 ist quasi der klassische ISDN-Übertragungsstandard. Seit Jahren
läuft die Telefonie im deutschen Festnetz in erster Linie mit diesem Verfahren.
Er arbeitet mit einer Datenrate von 64.000 Bit pro Sekunde, was genau einem
ISDN-Kanal entsprach.

Mit G.711 werden Ton-Frequenzen zwischen 300 und 3.400 Hz übertragen, was
dem typischen "Telefon"-Sound entspricht. Das menschliche Gehör kann (je
nach Alter) bis zu etwa 20.000 Hz höhen, sodaß über dieses Verfahren eben nur
ein Teil des normalen Frequenzspektrums übertragen werden kann.

Der HD-Codec G.722

Der Codec G.722 wird oft mit Begriffen wie HD-Voice / HD-Telefonie in Verbindung
gebracht. Hier wird ein größeres Frequenzspektrum bis zu 7 kHz übertragen - 
und damit auch höhere Töne als bei G.711. Dennoch kommt G.722 mit derselben
Übertragungsrate aus (64.000 Bit pro Sekunde). Durch das größere Frequenzspektrum
klingt der Gesprächspartner natürlicher und fast so, als ob er neben einem stehen
würde. Die verbesserte Sprachqualität ist aber evtl. ungewohnt und mancher
Nutzer mag vielleicht sogar lieber die klassiche Telefon-Soundqualität.

G.722 wurde bereits 1988 standardisiert und wurde teilweise auch schon bei
ISDN-Anschlüssen eingesetzt (z.B. für Außenreportagen von Radiosendern),
ein wirklicher Durchbruch erfolgte zu ISDN-Zeiten aber nie. Erst in den letzten
Jahren, mit der zunehmenden Verbreitung von VoIP-basierter Sprachtelefonie
und dem Auslaufen der Patente für diesen Standard, gewinnt G.722 langsam
an Verbreitung. Dabei kommt G.722 hauptsächlich im Festnetz zum Einsatz.

HD-Telefonie im Mobilfunk: G.722.2 und EVS

Im Mobilfunk gibt es einen separaten HD-Codec: G.722.2 - der Name ist zwar sehr
ähnlich zum oben genannten G.722, aber es handelt sich dennoch um unterschiedliche
Verfahren, die sich techisch deutlich unterscheiden.

G.722.2 (auch als AMR-WB bezeichnet) umfaßt gleich mehrere Varianten
mit unterschiedlichem Bandbreite-Bedarf (zwischen 6,6 und 23,9 kBit/s), um
sich an die jeweilige Übertragungsqualität bzw. Netzauslastung anpassen zu können. 
Auch mit diesem Codec können Sprachsignale bis etwa 7 kHz übertragen werden,
die konkrete Sprachqualität ist aber von der gewählten Codecvariante und der
jeweiligen Datenrate abhängig.

In den letzten Jahren ist auch immer öfters von einem weiteren Codec mit dem
Namen "EVS" (Enhanced Voice Service) die Rede, der ein noch umfassenderes
Frequenzspektrum übertragen kann (teilweise als HD Voice+ bezeichnet), aber
bislang noch nicht so weit verbreitet ist, wie andere HD-Voice-Codecs.

Voraussetzungen für die Nutzung von HD-Voice / HD-Telefonie:

Um HD-Voice (G.722 / G.722.2 / EVS) nutzen zu können, müssen sowohl die Netztechnik
der betreffenden Anbieter, als auch die bei den Gesprächspartner verwendeten
Endgeräte den betreffenden Codec unterstützen.

- Anbieter: Die Telekom unterstützt in ihrem Festnetz HD-Codecs wie G.722 - bei
   Gesprächen in andere Netze müssen aber auch die anderen Netzbetreiber diese
   Codecs anbieten. Aufgrund der hohen Anzahl an Netzbetreiber in Deutschland und
   anderen Ländern kann man hierzu leider kaum allgemeine Aussagen treffen.
   Die Telekom betreibt dabei auch eine Art "Gateway" für die Übersetzung zwischen
    dem "Festnetz-Codec" G.722 und dem "Mobilfunk-Codec" G.722.2 (AMR-WB) -
    daher sind auch Telefonate z.B. zwischen dem Telekom-Festnetz und dem
    Telekom-Mobilfunknetz in "HD-Qualität" möglich.

- Endgeräte: Viele Router wie z.B. diverse Fritz!Boxen unterstützen HD-Telefonie -
   allerdings in erster Linie für direkt am Router angemeldete DECT-Telefone
   (die dann auch den cat.iq-Standard beherrschen müssen) oder am Router angemeldete
   IP-Telefone (sofern auch diese die nötigen Codecs unterstützen). Wenn analoge
   schnurgebundene oder schnurlose Telefone über Kabel (TAE oder RJ-45) am Router
   angeschlossen sind, ist HD-Telefonie üblicherweise nicht möglich.

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