Internet über Kabel: Hintergründe zur Netzmodernisierung für Kabel Internet
Im Zusammenhang mit dem Erscheinen von Angeboten für
Internet via Kabel (auch oft einfach als "Kabel Internet")
bezeichnet, ist immer wieder von einer sogenannten Netzmodernisierung
die Rede. Aber was heißt das eigentlich genau?
In den 80er Jahren hat die damalige Deutsche Bundespost in vielen
Orten und Gemeinden ein Kabelfernsehnetz aufgebaut, das bis vor
wenigen Jahren noch von ihrem Rechtsnachfolger Deutsche Telekom
betrieben wurde. Mittlerweile gehört das aufgebaute Fernsehkabelnetz
längst privaten Gesellschaften, die vorwiegend zu internationalen
Finanzinvestoren gehören und neue Dienste über die vorhandenen
Netze anbieten wollen, wie z.B. Telefonie und Internet über
Kabel.
Das Problem: Bundespost und Telekom hatten die Kabelnetze nur für
die Verteilung von Fernseh- und Radiosignalen aufgebaut. Viele kleine
Kopfstationen versorgen jeweils wenige Ortschaften und gar nur Teile
von ihnen. Für die Zuführung z.B. ausländischer Radio-
und Fernsehprogramme
kamen oftmals Richtfunkstrecken (AMTV) zum Einsatz, die die Kopfstationen
an größere Empfangsanlagen anschlossen. Die Netze selbst
waren nur
dafür ausgelegt, die eingespeisten Radio- und Fernsehprogramme
von der Kopfstation zum Nutzer hin zu verteilen .
Das Netz war also eine reine Einbahnstraße. Kommunikation vom
Nutzer hin
zum Netz war bis auf einzelne Pilotprojekte, die sich nicht durchsetzen
konnten,
nicht vorgesehen - für normales Kabelfernsehen kein Problem,
aber Telefonie
und Internet über das Fernsehkabel erfordern nun mal, daß
die Kommunkation
in beide Richtungen möglich ist. Zudem mußten die vielen
Inselnetzen irgendwie
zusammengefaßt werden, um ähnlich wie beim Telefonnetz
ein größeres
Netz zu ermöglichen.
Diese Anforderungen führten dazu, daß die Kabelnetzbetreiber
Kabel BW,
Unitymedia und Kabel Deutschland seit ein paar Jahren viele Millionen
EUR
in die sogenannte "Netzmodernisierung" investieren.
Das bedeutet im Regelfall:
- Die Verstärker in den grauen Verteilerkästen am Straßenrand
werden
ausgetauscht. Wärend die alten Verstärker oftmals
nur den Frequenzbereich
bis 450 MHz unterstützen, ermöglichen die
neuen Verstärker nun die Nutzung
weiterer Frequenzen bis 862 MHz. Die dadurch entstehenden
zusätzlich
nutzbaren Kanäle schaffen die Kapazitäten,
die für Kabel Internet notwendig
sind.
- Die oftmals dezentralen Kopfstellen werden an ein großes
Glasfasernetz
des jeweiligen Kabelnetzbetreibers angeschlossen. Hierüber
werden nicht
nur die Daten für Telefonie und Internet übertragen,
auch die Radio- und
Fernsehprogramme werden nun über diesen Weg zugeführt.
Die alten
Richtfunkstrecken zur Programmzuführung werden abgebaut,
eventuell noch
vorhandene terrestrische Antennen oder Sat-Anlagen zur lokalen
Einspeisung
werden ebenfalls abgebaut.
- Durch die Umbaumaßnahmen ändert sich die Programmbelegung:
Die Kanäle 2 bis 4 werden geräumt und für
den Upstream der Kabel Internet-
Nutzer zur Verfügung gestellt. Durch die zusätzlich
nutzbaren Kanäle können
auch neue Programme eingespeist werden. Da die Einspeisung
zudem nun zentral
erfolgt, wird die Programmbelegung weitgehend vereinheitlicht
bzw. angepaßt.
Die drei großen Kabelnetzbetreiber (Kabel BW, Unitymedia und
Kabel Deutschland)
haben schon viele Netze modernisiert. Bis die Netzmodernisierung
bundesweit
abgeschlossen ist, wird aber wohl noch einige Zeit vergehen.
Kabel BW (Baden-Württemberg)
Der für Baden-Württemberg zuständige Kabelnetzbetreiber
heißt Kabel BW.
Das Unternehmen hat sein Netz bereits seit weitreichend modernisiert
-
hierzu zählen z.B. die Städte Stuttgart, Karlsruhe, Tübingen,
Reutlingen, Ulm,
Freiburg, Offenburg, Konstanz, Mannheim, Nagold, Horb und Hechingen.
Bis Ende 2008 wurde die Netzmodernisierung in Baden-Württemberg
weitgehend
abgeschlossen, verbliebene Netze werden in vielen Fällen noch schrittweise umgestellt.
Unitymedia (Nordrhein-Westfalen / Hessen)
Unitymedia ist der Kabelbetreiber für Nordrhein-Westfalen und
Hessen. Zuvor
verwendete das Unternehmen in den beiden Bundesländern unterschiedliche
Markennamen (ish in NRW; iesy in Hessen). Auch hier geht die Netzmodernisierung
immer weiter voran. Viele Städte sind bereits ausgebaut (z.B.
Köln, Bonn, Dortmund,
Essen, Bochum, Duisburg, Frankfurt/Main, Darmstadt, Kassel, Gießen).
Kabel Deutschland (übrige Bundesländer)
Kabel Deutschland versorgt die meisten Bundesländer (Bayern,
Berlin, Brandenburg, Bremen,
Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz,
Saarland, Sachsen,
Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen) und hat hier
auch schon viele Netze
modernisiert, insbesondere in Großstädten wie Berlin,
Hamburg, Bremen, Nürnberg und
München, aber auch in vielen kleineren Orten.
|